Perfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) - Hintergrund- informationen

Dr. Tanja Radykewicz, CVUA Freiburg

 

Wofür stehen die Abkürzungen „PFT", „PFC", „PFAS"?

Alle drei Abkürzungen bezeichnen eine Stoffgruppe von organischen Verbindungen, bei denen die Kohlenstoffverbindung vollständig mit Fluor substituiert ist - d.h. der üblicherweise gebundene Wasserstoff ist gegen Fluor ausgetauscht worden.

Es gibt mehr als 300 Einzelverbindungen, die sich in Kettenlänge, Verzweigung der Ketten und in ihrem polaren Anteil unterscheiden.

PFT steht für Perfluorierte Tenside. Tenside sind unpolare Kohlenstoffketten mit einem polaren „Kopf", wodurch die Verbindungen oberflächenaktive Eigenschaften erhalten, wie Seifen. Da jedoch nicht jede perfluorierte Verbindung diesen Aufbau haben muss, ist man dazu übergegangen, von PFC (engl. perfluorinated compound; perfluorierte Verbindung) zu sprechen. Dieser Name sagt nur, dass es sich um Verbindungen handelt, die mehrere Fluor-Atome enthält. Inzwischen hat man sich von offizieller Seite auf die Bezeichnung PFAS (perfluorierte Alkylsubstanzen) geeinigt. Wobei der Begriff „Alkylsubstanz" fachlich nur eine exaktere Definition für das Grundgerüst ist, an dem die Fluor-Atome binden.

 

Grafik: Strukturformel von PFOS.

Abbildung: Strukturformel von PFOS,

 

PFAS haben keine natürliche Quelle

Aufgrund der thermischen, chemischen und biochemischen Stabilität, der Beständigkeit gegenüber UV-Strahlung und Verwitterung, sowie schmutz-, farb-, fett- und wasserabweisenden Eigenschaften werden PFAS in einer Vielzahl von Industrie- und Konsumprodukten verwendet (siehe Überblick in der Tabelle).

 

Verwendungsbeispiele von PFAS

Industriezweig Verwendung (direkt/indirekt)
Textilindustrie Imprägnierungsmittel: atmungsaktive Jacken
Papierindustrie Schmutz, Fett und Wasser abweisende Papiere
Haushaltsindustrie Pfannen- und Topfbeschichtung
Lebensmittel-Verpackungen Fett und Wasser abweisendes Verpackungsmaterial
Feuerwehr Feuerlöschschäume
Sport Zusatz für Skiwachs, Outdoor-Bekleidung, Regenbekleidung

Tabelle: Verwendung von PFAS in der Industrie

 

PFAS in der Umwelt und in Lebensmitteln

Inzwischen sind PFAS in der Umwelt in geringen Mengen ubiquitär (überall) zu finden. PFAS reichern sich in der Umwelt, sowie im menschlichen und tierischen Gewebe an.
2012 wurden die Ergebnisse von europaweiten Untersuchungen veröffentlicht (http://www.efsa.europa.eu/de/efsajournal/doc/2743.pdf). Die untersuchten Lebensmittel weisen nur sehr geringe Gehalte an PFAS auf. Ein häufig gefundener Vertreter ist Perfluoroctansulfonsäure (PFOS). Wegen seiner Persistenz kann PFOS inzwischen in fast allen biotischen und abiotischen Umweltbereichen, bis hin zum Menschen, nachgewiesen werden.

Es sind keine Höchstgehalte für PFAS in Lebensmitteln festgelegt

Seit 2009 ist PFOS in die Liste von Substanzen der Stockholmer Konvention aufgenommen worden. Ziel der Stockholmer Konvention ist es, die menschliche Gesundheit und die Umwelt vor bestimmten langlebigen organischen Schadstoffen (engl. persistent organic pollutants, POPs) zu schützen und deren Ausbreitung zu minimieren. EU weit ist der Einsatz von PFOS seit 2010 durch die Verordnung (EG) Nr. 850/2004 bis auf wenige Ausnahmen verboten.

Es existieren toxikologische Einschätzungen der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) für Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) und Perfluoroctansäure (PFOA). Der vorläufige TDI (tolerable daily intake, täglich tolerierbare Aufnahmemenge) wurde von der EFSA auf 0,15 µg PFOS pro kg Körpergewicht pro Tag, bzw. auf 1,5 µg PFOA pro kg Körpergewicht pro Tag festgelegt. Es sind jedoch bisher keine Höchstgehalte für PFAS in Lebensmitteln festgelegt.

TDI - tolerierbare tägliche Aufnahmemenge

„Der TDI (tolerable daily intake, täglich tolerierbare Aufnahmemenge) ist die Schätzung der Menge eines beliebigen Stoffes, die über die gesamte Lebenszeit pro Tag aufgenommen werden kann, ohne spürbare Auswirkungen auf die Gesundheit des Verbrauchers zu haben. [...] Solange die täglich aufgenommene Menge einer Umweltkontaminante die tolerierbare Menge nicht überschreitet, ist ein gesundheitliches Risiko praktisch ausgeschlossen.

Das Vorhandensein einer Umweltkontaminante mit einem bestimmten Gefährdungspotenzial führt also nicht notwendigerweise zur Erwartung eines gesundheitlichen Risikos. [...] eine einmalige Überschreitung des TDI innerhalb einer Woche oder eines Monats [führt] nicht unbedingt zu unerwünschten Wirkungen, wenn die gesamte Lebenszeit in Betracht gezogen wird, eine regelmäßige Überschreitung des monatlichen Schwellenwertes jedoch schon." (Quelle: Bundesamt für Risikobewertung)

 

 

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Artikel erstmals erschienen am 20.03.2015