Neues Merkblatt: „Erhebung von Tupferproben zum Nachweis von Bakterien und Viren im Erkrankungszusammenhang“

Ein Bericht aus unserem Laboralltag

Dr. Matthias Contzen, Dr. Sabine Horlacher

 

Lebensmittelproben, die im Zusammenhang mit Erkrankungen stehen, werden für Baden-Württemberg zentral am CVUA Stuttgart mikrobiologisch und toxin­analytisch untersucht. Um bei Ausbruchsgeschehen wertvolle Hinweise auf Kontaminations- bzw. Infektionswege zu gewinnen, kann neben der Untersuchung von Lebensmittelproben auch der Nachweis von Bakterien und Viren von Oberflächen im Küchenbereich, von Bedarfsgegenständen oder auch im Umfeld der Personaltoiletten etc. mithilfe von Tupferproben durchgeführt werden.

 

Schmuckelement.

 

Im Gegensatz zu klassischen Hygieneuntersuchungen geht es im Zusammenhang mit Erkrankungen nicht um einen semi-quantitativen Nachweis von Schmutz- und Fäkalkeimen, sondern um die qualitative Identifizierung von möglichen Eintragsorten bzw. -wegen von krankmachenden Organismen – salopp gesagt also nicht „wurde hier gut geputzt“, sondern eher „wo kommt die Salmonelle her?“. Bevorzugtes Mittel der Wahl sind daher Tupfer, mit denen sich die Keimflora verdächtiger Flächen, Ecken und Nischen qualitativ erfassen lässt. Hierbei gibt es eine große Auswahl an verschiedenen Tupfern und nicht jeder ist gleich gut für die Suche nach Bakterien oder Viren geeignet.
Um den für die Probenahme in den Betrieben zuständigen Lebensmittelkontrolleuren eine Hilfestellung zur sachgerechten Verwendung von Tupfern zur Verfügung zu geben, hat das CVUA Stuttgart das neue Merkblatt „Erhebung von Tupferproben zum Nachweis von Bakterien und Viren im Erkrankungszusammenhang“ erstellt.

 

Lebensmittelassoziierte Viren, wie Noro-, Rota- oder auch Hepatitis A-Viren werden in der Regel direkt von infizierten Personen aufgrund mangelnder Personalhygiene auf Lebensmittel, Arbeitsflächen oder Bedarfsgegenstände wie Geschirr, Messer oder Schneidbretter übertragen. Ihr Vorhandensein im Küchenbereich, aber beispielsweise auch auf der Personaltoilette kann Hinweise zum Virus-Eintrag durch das Küchenpersonal geben.
Der Nachweis dieser Viren erfolgt über aufwändige molekularbiologische Verfahren, die leicht durch eine Vielzahl von Stoffen (Inhibitoren) gestört werden können. Für die Probenahme bei Virusverdacht empfiehlt sich daher die Verwendung von Trockentupfern, die nicht in Nährmedien gelagert werden (Beispiel s. Bild 1).

 

Bild 1: Trockentupfer für die Probenahme bei Virusverdacht.

Bild 1: Trockentupfer für die Probenahme bei Virusverdacht

 

Pathogene Bakterien , wie z.B. Salmonellen, Listerien oder EHEC, werden im Gegensatz zu den Viren mittels kultureller Verfahren nachgewiesen. Hier ist es am besten, die Bakterien schon während des Transports an das CVUA Stuttgart mit Nährstoffen und Feuchtigkeit zu versorgen, um deren Vermehrungsfähigkeit und damit Nachweisbarkeit im Labor zu sichern. Hier sollten daher Tupfer mit Transportmedium zum Einsatz kommen (Beispiel s. Bild 2).

 

Bild 2: Tupfer mit Transportmedium für die Probenahme bei Verdacht auf bakterielle Erreger.

Bild 2: Tupfer mit Transportmedium für die Probenahme bei Verdacht auf bakterielle Erreger

 

Mit den oben gezeigten Tupfern lassen sich insbesondere kleinere Flächen oder Gegenstände gut abtupfern und auch Ecken und Rillen gut erreichen. Für den Nachweis von krankheitserregenden Bakterien auf deutlich größeren Flächen empfiehlt sich die Verwendung von sogenannten „Sponge-Sticks“ (Beispiel s. Bild 3). Mit diesen feuchten, schwammartigen Tupfern können mühelos größere Bereiche von Arbeitsflächen erfasst werden.

 

Bild 3: Feuchter „Sponge-Stick“ für die großflächige Probenahme bei Verdacht auf bakterielle Erreger.

Bild 3: Feuchter „Sponge-Stick“ für die großflächige Probenahme bei Verdacht auf bakterielle Erreger

 

Prinzipiell gilt: sollen Untersuchungen sowohl auf Bakterien als auch auf Viren durchgeführt werden, müssen zwei verschiedene Tupfer pro Stelle erhoben und gekühlt, jedoch nicht gefroren zum CVUA Stuttgart transportiert werden.

 

Bildernachweis

Alle Fotos: E. Hiller, CVUA Stuttgart.

 

Weiterführende Links:

[1] Merkblatt „Erhebung von Tupferproben zum Nachweis von Bakterien und Viren im Erkrankungszusammenhang“

[2] Zentrallabor für Erkrankungsproben am CVUA Stuttgart

[3] Leitfaden zum Management lebensmittelassoziierter Infektionen in Baden-Württemberg

 

Artikel erstmals erschienen am 28.02.2018